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Das Zettelkasten-System – dein digitales Gehirn

Das Zettelkasten-System ist ein persönliches Tool zum Denken und Schreiben. Es ist eine Methode des Wissensmanagements und lässt sich als Organisationssystem beschreiben, das dir hilft, dein Wissen während des Lesens und Recherchierens festzuhalten und für später einfach wiederzufinden.

Das Zettelkasten-System hilft dir nicht nur, dein Wissen zu speichern und zu organisieren, sondern verbessert auch deine Gedächtnisleistung. Es ist ein dynamisches System, mit dem du Informationen wie in einem digitalen Gehirn abspeicherst und für dich verfügbar machst.

Kennst du das: Du liest ein Buch und denkst dir zwischendurch: „Mensch, das ist inspirierend.“ Oder sowas wie: „Das ist gut zu wissen!“, doch bald legst du das fertige Buch zur Seite und machst mit deinem Leben weiter, als wäre nichts gewesen? Dann geht es dir so wie mir und wie vielen anderen. In diesem Artikel zeige ich dir die Zettelkasten-Methode, mit der du das Beste aus allem herausholst, ob Buch, Podcast oder Video.

Durch das Zettelkasten-System lernst du:

  • sammelst du alles, was du konsumierst und wichtig findest an einer Stelle
  • du hast ein System, mit dem du einfacher und schneller Content produzieren kannst
  • du lernst besser und gehst bewusster mit Content wie Büchern und Videos um
  • du hast viel besseren Zugriff auf alles, was du konsumierst

Der Ursprung des Zettelkastens

Das Zettelkasten-System erlangte Bekanntheit durch Sönke Ahrens in seinem Buch „Das Zettelkasten Prinzip“. Er baut dabei auf dem sogenannten Zettelkasten System vom deutschen Soziologen Niklas Luhmann auf. Es ist ein System, das von jedem genutzt werden kann, der liest und anderen Content konsumiert und die Learnings nicht vergessen möchte.

Professor Niklas Luhmann war ein deutscher Soziologe, Philosoph der Sozialwissenschaften und Verfechter der Systemtheorie im 20. Er war im Laufe seiner Karriere sehr produktiv und schrieb sein umfangreiches Werk seinem Zettelkastensystem und den damit verbundenen Notizen zu.

Luhmann veröffentlichte mehr als 70 Bücher und fast 400 wissenschaftliche Artikel zu Themen wie Recht, Wirtschaft, Politik, Kunst, Religion, Ökologie, Massenmedien und sogar Liebe.

Das Kernprinzip des Zettelkastens

Der Kerngedanke des Zettelkastens ist es, dass das bloße Herausfiltern von Highlights in der Regel Zeitverschwendung ist. Wenn du einfach nur etwas markierst, dann vergisst du später, warum du es markiert hast. Markieren ist passiv und hilft nicht dabei, mit dem Text zu arbeiten.

Anstatt Passagen einfach nur zu markieren, ermutigt dich das Smart Notes System, dir manuell Notizen zu den Ideen zu machen, die dir beim Lesen kommen.

Bei der Methode dreht sich alles um besondere Arten von Notizen, die auf bestimmte Art und Weise aufbewahrt werden::

Flüchtige Notizen: Betrachte jede Notiz als eine digitale Karteikarte. Wenn du eine Idee hast – vor allem, wenn sie noch nicht ganz ausgereift ist – halte sie fest und sammle sie in deinem Zettelkasten bzw. deiner Inbox. Sie sind deine Erinnerung daran, die Idee im Folgenden weiter auszufeilen.

Literaturnotizen: Wenn du ein Buch, einen Blogbeitrag oder einen Artikel liest, halte alle Gedanken und Ideen fest, die dir beim Lesen kommen. Du kannst entweder Zitate aus der Quelle selbst einfügen oder einfach eine Zusammenfassung deiner Gedanken und Erkenntnisse. In jedem Fall solltest du die Quelle einfügen, damit du diese Ideen später richtig zuordnen kannst.

Permanente Notizen: Das Konzept der intelligenten Notizen besteht darin, dass du deine Zettelkästen regelmäßig bearbeitest und flüchtige Notizen und Literaturhinweise in vollständigere, bearbeitete und organisierte dauerhafte Notizen umwandelst. Manche empfehlen, die Zettelbox (oder den Posteingang) täglich zu bearbeiten – finde eine Routine und eine Bearbeitungshäufigkeit, die zu deinem Leben passt.

Kreativer Output: Das ultimative Ziel des Systems ist es, eine Art kreativen Output zu produzieren. Kreativer Output kann sehr weit gefasst werden (Bücher, Artikel, Songtexte, Gedichte, visuelle Kunst, abgeschlossene Projekte): Was auch immer du unter kreativem Output verstehst. Ursprünglich wurde das System von und für Akademiker entwickelt, aber es ist sehr breit nutzbar.

Selbst, wenn du nicht viel produzierst, so bringt dir das System eine Menge, denn du verdaust Content ordentlich, verstehst und lernst alles besser, das du konsumierst.

Wie funktioniert das Zettelkasten-System?

Das Tolle am System ist, dass es dir zwar einen Rahmen gibt, aber du es nach Belieben anpassen kannst.

Generell sieht der Prozess so aus:

  1. Flüchtige Notizen beim Lesen machen
  2. Eine Literatur-Notiz mit Referenzen erstellen
  3. Permanente Notizen machen
  4. Permanente Notizen mit verwandten Notizen verknüpfen

Schauen wir uns meinen persönlichen Prozess mal an:

Einfache Bücher lese ich zuerst am Stück oder Kapitelweise, um den Lesefluss aufrecht zu erhalten. Dabei markiere ich mir Stellen, die mich ansprechen. Nach dem Lesen setze ich mich an den Computer und schaue mir meine Markierungen an, solange sie frisch im Kopf sind. Diese Markierungen oder Notizen sind die flüchtigen Notizen.

Dann erstelle ich eine Literatur-Notiz, wo ich alle Passagen, die mir aufgefallen sind, aufschreibe und mit der Seite versehe, um die Idee wiederzufinden. Diese Notizen sind bereits in eigenen Worten geschrieben und sehr kurz gehalten. Am Ende habe ich eine Seite mit bibliografischen Angaben, allerdings sehr persönlich. Aus jeder dieser Passagen kann ich nun eine eigene Idee als permanente Notiz verfassen.

Beispiel: Als ich Atomic Habits gelesen habe, habe mich mir folgendes als flüchtige Notiz aufgeschrieben:

Täglich um 1 Prozent verbessern, heißt 37 Mal besser pro Jahr.“

Diesen Gedanken kann ich jetzt ausführlich in einer Notiz ausschreiben. Wichtig ist, dass ich diese Notiz so schreibe, dass ich sie immer noch verstehe, selbst wenn ich sie nach 5 Jahren zum ersten Mal lese.

Diese Idee wird nun zu meiner eigenen, da ich sie in eigenen Worten aufschreibe.

Am Ende füge ich die Quelle hinzu, damit ich weiß, woher die Idee kam und ich sie in Artikeln auch direkt anfügen kann.

Wichtig ist außerdem, dass eine Notiz nur eine Idee enthält.

Ab und zu übernehme ich auch Zitate, aber nur, damit ich sie in Artikeln verwenden kann, nicht, um mir Arbeit zu sparen!

So, wir haben eine eigene Notiz erstellt, doch der spannendste Teil des Systems kommt jetzt. Die Frage ist: Wie sortiere ich die Notizen? Deine frisch geschriebene Notiz verknüpfst du mit einer vorhergegangenen Notiz oder mit mehreren.

Du schaust, welche deiner älteren Notizen in Verbindung zu der neuen Idee stehen. Mit den entsprechenden digitalen Tools geht das ganz einfach. Luhmann hat dafür damals früher analoge Zettelkasten gehabt und sie durchnummeriert. Das müssen wir zum Glück nicht mehr tun. Ich zeige dir gleich, welches Tool ich dafür verwende.

Warum das Zettelkasten-System so praktisch ist

  • du schreibst Passagen aus einem Buch mehrmals in eigenen Worten auf, damit stellst du sicher, dass du die Passage wirklich verstehst und kannst es dir außerdem besser merken
  • es gibt kein übergeordnetes, hierarchisches System, sondern die Schwerpunkte entwickeln sich natürlich aus den Verbindungen heraus und entwickeln sich dynamisch mit dir
  • du setzt die neue Idee direkt in Verbindung mit anderen Ideen, die du bereits hast. Damit entsteht ein digitales Netzwerk an Gedanken.
  • Ein Blick auf die Verbindungen regt oft zu neuen Ideen an
  • Du hast bereits so viel Denk- und Schreibarbeit geleistet, dass das Schreiben eines Artikels oder anderer Content-Formate viel leichter wird
  • Das System standardisiert deine Art Notizen zu nehmen und gibt dir damit mehr Freiraum für kreatives Denken und Arbeiten
  • Du kannst das System anpassen

Welches Tool eignet sich für das Zettelkasten-System?

Ich persönlich nutze Obsidian, denn es ist kostenlos und kann individuell komplett angepasst werden. Es gibt eine riesigen Community, die Erweiterungen und Themes zum kostenlosen Download entwickelt.

Du kannst einfach Notizen erstellen und interne Links wie in deinem eigenen Wikipedia aufbauen.

Notizen können visuell angezeigt werden, sodass du ein Netzwerk mit Verbindungen zwischen den Ideen siehst.

Ich kann beispielsweise Passagen markieren und mit einer anderen Idee verknüpfen. Damit setze ich Hyperlinks wie bei Wikipedia oder anderen Webseiten.

Das Zettelkasten-System ermöglicht es dir, das Beste aus Büchern, Podcasts oder Videos herauszuholen. Das System basiert auf dem Prinzip, Notizen zu machen und diese zu organisieren, um ein digitales Netzwerk von Gedanken zu erstellen.

  1. Flüchtige Notizen verfassen, wann immer eine Idee aufkommt oder etwas beim Lesen interessant ist
  2. Später die flüchtigen Notizen ansehen und in permanente Notizen umwandeln, also ausführlich ausschreiben, sodass du sie beim späteren Lesen sofort verstehst
  3. Neue Idee mit alten Notizen verknüpfen
  4. Zum Denken und Schreiben in das System blicken und sich freuen

Am besten funktioniert die Methode mit einem digitalen Tool. Ich persönlich arbeite mit namens Obsidian.