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Was digitale Nomaden vom Taoismus lernen können

Der Taoismus (auch Daoismus genannt) ist eine chinesische Philosophie, die Lao Tzu (ca. 500 v. Chr.) zugeschrieben wird. Sie entwickelte sich in ländlichen Gebieten Chinas und wurde schließlich unter der Tang-Dynastie zur offiziellen Religion des Landes. Damit ist der Taoismus also sowohl eine Philosophie als auch eine Religion.

Der Taoismus wird im Grunde als „Handeln gemäß der Natur“ definiert. Er wird gewöhnlich dem Konfuzianismus gegenübergestellt, der den Schwerpunkt auf Regeln und Strukturen für ein besseres Leben legt. Das Tao gibt keinen strikten Lebensplan vor, was ihn meiner Meinung nach zu einer Philosophie macht, die wir einfach in unserem hektischen, digitalen Lebensalltag integrieren können.

In Kurzform lehrt der Taoismus: „Gehe mit dem Flow und suche Einheit mit der Natur.“ Das ist für viele Menschen gar nicht so einfach, auch nicht für hart arbeitende digitale Nomaden. Dabei stehen die Chancen gut, dass du als digitaler Nomade die Prinzipien des Tao selbst gut beobachten und anwenden kannst.

Die Natur ist dein Freund

Das Grundprinzip des Tao basiert auf dem Grundsatz, mit der Natur zu fließen und nicht im Gegensatz zu ihren Kräften zu stehen. Soweit so gut. Aber wie? Ein Teil der Tao-Lehre besteht darin, die Umwelt zu beobachten, um von ihr zu lernen. Die meisten von uns haben das Privileg, schnell in der Natur zu sein und genau das zu tun und vermutlich hast du selbst bereits Erfahrungen gemacht. Du gehst gemütlich durch den Wald, die Vögel zwitschern und die Luft ist frisch. Dir geht es gut. Ob im deutschen Wald oder zwischen tropischen Bäumen, wenn du lernst zu beobachten, verstehst du die Natur, von der du ein Teil bist, besser. Darum ist der Mittagsspaziergang so wichtig, um fokussiert zu bleiben.

Weniger ist mehr

Egal, wie viel wir von etwas haben, wir wollen mehr: Mehr Geld verdienen und mehr Länder besuchen, während wir jedes Quäntchen Produktivität aus uns herausquetschen wollen.

Aber wenn wir immer danach streben, mehr zu bekommen, vergessen wir dann nicht, zu leben? Unsere Bedürfnisse haben natürliche Grenzen. Wir brauchen nur so viel zu essen, dass wir den ganzen Tag über Energie haben, und wir brauchen nur so viel Wasser, dass wir hydriert bleiben. Zu viel ist ungesund.

Menschen scheinen so viel wollen, weil sie Angst haben. Angst davor, weniger wert zu sein, Angst vor Langeweile und Gefühle, die aufkommen könnten, wenn man mal nichts hat. Die Liste an Ängsten ist lang. Das hat mit dem Ego zu tun: mehr zu haben, bedeutet „ich bin mehr“.

Wir haben auch Angst, dass wir in der Zukunft nicht genug haben werden. Aber wie wir wissen, ist die Zukunft ungewiss. Wir können morgen sterben, und alles, was wir besitzen, kann uns in einem Augenblick weggenommen werden.

Lao Tzu propagiert ein einfaches Leben. Ich will nicht sagen, wir sollten weniger produktiv sein und nicht mehr reisen, immerhin ist es das, was uns glücklich macht. Aber vielleicht sollten wir länger an einem Ort bleiben, um zur Ruhe zu kommen. Dann brauchen wir auch nicht so viel Selbstoptimierung zu betreiben.

Erzwinge nichts

In unserer Kultur wird der erfolgreiche harte Hund oft noch gefeiert – kein Wunder, denn er schreibt ja auch ständig Bücher, wenn er Erfolg hatte.

Doch wie oft haben wir verbissen an einer Sache gesessen, ohne Ergebnisse zu sehen? „Erzwinge nichts“, ist nach Lao Tzu ein grundlegendes Prinzip. Auch wir Menschen sind an den Fluss der Natur gebunden, und wir können nicht so viel kontrollieren, wie wir gerne möchten. Wenn wir etwas erzwingen, wenden wir uns gegen den natürlichen Fluss der Dinge. Das macht ziemlich müde.

Wir können eine Weile gegen den Strom schwimmen, aber wir werden nicht lange durchhalten, denn es ist sehr anstrengend. Und wenn wir schließlich nachgeben und akzeptieren, dass es einfach nicht möglich ist, uns nach oben zu zwingen, lassen wir los und beginnen zu fließen. Wenn wir einen Weg finden, mit der Natur zu arbeiten, anstatt gegen sie, wird alles viel einfacher, und wir werden uns nicht mehr so sehr anstrengen.

Wenn du viel reist und von überall aus arbeitest, dann wirst du das schon erlebt haben: Es passieren unerwartete Dinge, aber du hältst an deinen Plänen fest. Manchmal ist es aber besser, loszulassen und der neuen Situation zu vertrauen.

Gebe Kontrolle ab

Alles ist in Bewegung, das heißt, die Umstände ändern sich ständig, und die Probleme von heute können die Segnungen von morgen sein. Erkennst du das nicht auch beim Reisen wieder? Auch der Arbeitsplatz ist oft unberechenbar und doch versuchen viele Manager durch Mikromanagement die Kontrolle zu behalten. Vielleicht hat dich genau das auch in die Selbstständigkeit getrieben.

Lao Tzu sagt, dass eine gute Führungskraft nicht kontrolliert, sondern aus dem Hintergrund heraus agiert; sie lässt die Leute die Dinge selbst tun und greift nur sparsam ein. Es gibt einen Unterschied zwischen Delegieren und Kontrolle; zwischen Führen und Aufzwingen. Führen und Delegieren kann sanft geschehen, indem man den Dingen ihren Lauf lässt. Behalte das im Kopf, wenn du der Manager deines Remote-Teams bist.

In der Praxis sollten wir vielleicht öfter mal einen Schritt zurücktreten, bevor wir eingreifen. In vielen Fällen wird der natürliche Lauf der Dinge dafür sorgen, dass die Dinge gut funktionieren. Im Grunde geht es darum, dem Universum zu vertrauen, sodass wir die Kontrolle loslassen können.